Die Geschichte des Musikvereins Osterberg
Die Musikkapelle Osterberg wurde 1875 gegründet.
90 Jahre später war Josef Bodenmüller (Dirigent 1962 - 1973) bestrebt, die Osterberger Kapelle organisatorisch neu zu ordnen und künftig als "Verein" zu führen. Diese Rechtsform verteilt die Aufgaben einer Kapelle auf mehrere Schultern und gewährleistet demokratische Entscheidungsfähigkeit.
Mit diesem Ziel vor Augen begann Josef Bodenmüller, bei Musikern und Bevölkerung für diese Idee zu werben und sammelte, auf sich selbst gestellt, Unterschriften für eine Vereinsgründung (Vorerhebungsliste).
Am 14. März 1965 war es dann soweit: Im Gasthaus "Engel" in Osterberg trafen sich ca. 110 Personen zur "Gründungsversammlung". Als prominentester Gast konnte der Bezirksdirigent Nägele aus Illertissen begrüßt werden.
Nach heftigen Diskussionen wurde schließlich der "Musikverein Osterberg" an diesem Abend aus der Taufe gehoben, in den sofort 68 Mitglieder eintraten (Jahresbeitrag 5 Deutsche Mark). Als Vereinsziel wurde "die Förderung, Erhaltung und Pflege der Volksmusik" angegeben.
Das erste Wahlergebnis dieses neugegründeten Vereins lautete wie folgt:
1.Vorstand |
Franz Henkel |
2.Vorstand |
Helmut Geyer |
Kassier |
Meinrad Keppeler |
Schriftführer |
Franz Kaas |
Beisitzer |
Ignaz Keppeler (Bürgermeister) |
Beisitzer |
Johann Diebolder |
Beisitzer |
Wilhelm Blaschke (Hauptlehrer) |
In den nächsten Jahren nach Vereinsgründung wurde bei Musikanten und Osterberger Bürgern immer mehr der Ruf nach einer eigenen Tracht laut, und so bestellte der Musikverein bei der Firma Nägele in Tübingen 19 schwäbische Männertrachten, die auf die bereits bestehende Osterberger Frauen-Trachten abgestimmt waren. Das Frühjahrskonzert am Ostersonntag, den 14.April 1968, bildete einen würdigen Rahmen für den ersten Auftritt in der neuen Tracht.
In der Generalversammlung 1971 wechselte die Vorstandschaft. Rudolf Heudorfer wurde zum 1.Vorstand gewählt.
Am 28.Dezember 1972 wurde das neue Probelokal im gemeindlichen Kindergarten eröffnet. Der Wechsel in diesen Raum war nötig geworden, da die alten privaten Räumlichkeiten bei Dirigent Josef Bodenmüller zu klein geworden waren und er zudem in ein neues Heim umzog.
Am 10.Februar 1973 legte Josef Bodenmüller den Dirigentenstab nieder. Höhepunkte während seiner 11 jährigen Amtszeit waren unter anderem:
- das 90 jährige Gründungsfest der Musikkapelle Osterberg 1965
- die Hochzeit von Baron Dieter von Malsen-Ponickau mit Marisa 1965
- das Gauschützenfest 1971 in Osterberg und 1972 in Weiler
1973 - 1985
Sein Nachfolger Helmut Geyer, war nur kurz im Amt und übergab die Kapelle noch im gleichen Jahr an Rudolf Heudorfer, der nun die Position des Dirigenten und des 1.Vorsitzenden gleichzeitig inne hatte. Mit Rudolf Heudorfer bekam die Osterberger Musikkapelle ein neues Bild. Von nun an wurden auch Mädchen ausgebildet und in die Kapelle aufgenommen.
Aufgrund der Doppelbelastung gab Dirigent Rudolf Heudorfer seinen Vorsitz bei der Generalversammlung 1975 ab. An seine Stelle trat Karl Bauer, der mit der Kapelle am 19./20. Juli 1975 ihr 100 jähriges Bestehen feiern konnte.
Nach dem Wegzug Bauers wurde bei der Generalversammlung 1977 Josef Zech jun. zum 1.Vorsitzenden gewählt.
Im August des selben Jahres hatte der Musikverein ein Fest in besonderem Rahmen zu bieten. Baron Dieter von Malsen-Ponickau, ein Förderer unseres Vereins, stellte seinen Schloßhof dafür zur Verfügung. Angezogen von der idylischen Kulisse des Schlosses Osterberg strömten Besucher aus nah und fern zum "Schloßfest", das nun bis 1981 jährlich mit großem Erfolg durchgeführt wurde.
Nach vierjähriger Amtszeit stellte sich Josef Zech jun. bei Neuwahlen der Vorstandschaft nicht mehr als 1.Vorsitzender zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Gerhard Reiter. Nach zweijähriger Amtszeit übernahm 1983 Richard Leger die Leitung des Vereins.
Wie es überall Höhen und Tiefen gibt, so erlebte auch unsere Kapelle 1985 eine innere Krise. Mangelnder Probenbesuch und Unstimmigkeiten führten zu Spannungen. Und als schließlich der Kindergarten weiteren Platzbedarf anmeldete und unser Probelokal somit nicht mehr zur Verfügung stand, legte Rudolf Heudorfer den Taktstock nieder.
Dem vollen Einsatz von Richard Leger ist es zu verdanken, daß das Tief überwunden werden konnte. Provisorisch wurde ein Probelokal im leerstehenden Pfarrheim eingerichtet, und Josef Bodenmüller erklärte sich bereit, die dirigentenlose Zeit zu überbrücken, wobei Organist und ehemaliger Vorstand Josef Zech kirchliche Auftritte dirigierte.
1985 -1995
Nach intensiver Suche und entsprechenden Verhandlungen konnte der Musikverein Osterberg am 1.November 1985 Hans Kast aus Senden als neuen Dirigenten begrüßen.
Mit Hans Kast erfuhr die Kapelle, die auf ein kleines Häufchen zusammengeschrumpft war, neu Motivation und Schwung. Der Aufwärtstrend wurde verstärkt durch den Bezug des neuen Proberaumes im neunen Turnhallenbau Ende 1986.
Der geweckte Optimismus spiegelte sich auch in der Anschaffung einer neuen schwäbischen Tracht mit Dirndln (20 Männer- und 10 Frauentrachten) 1988 wider.
Auch über die Landeskreisgrenzen hinaus konnte die Kapelle schon bald ein positives Bild vermitteln. So wurden die Ausflüge ab 1990 nach Prad (Südtirol), Krimml (Österreich), Gräfenberg (Fränkische Schweiz) und Rechtenbach (Spessart) mit musikalischen Auftritten verbunden.
Das steigende musikalische Niveau zeigt sich in den Ergebnissen der Wertungsspiele.
Höhepunkt für alle Musikerinnen und Musiker bildete die Teilnahme beim Bundesmusikfest in Pfaffenhofen an der Ilm am 10.Mai 1992. Hier erreichte die Kapelle beim Wertungsspiel in der Mittelstufe einen 1.Rang mit Auszeichnung.
Von diesem Ergebnis bestärkt, wagte der Musikverein Osterberg 1994 den Aufstieg in die Oberstufe und erreichte in Neu-Ulm einen 1.Rang.
Das Jahr 1995 war in vieler Hinsicht ein Jahr der Freude und des Feierns. Ein Grund zum Feiern war die Verleihung der PRO MUSICA Plakette als Auszeichnung für die in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Plege des instrumentalen Musizierens und damit um die Förderung des kulturellen Lebens.
Die Plakette mit Urkunde wurde vom Bundespräsidenten Roman Herzog am 26.März 1995 verliehen und beim offiziellen Festakt im Stadttheater Fürth durch den bayerischen Staatsminister für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, Hans Zehetmair an unseren 1.Vorstand Richard Leger übergeben.
Die Pro-Musica Plakette wird nur an Kapellen verliehen, die auf eine mehr als 100 jährige Tradition und hervorragende Leistungen zurückblicken könen. Tradition seit 1863 -- diese Aufschrift auf der Urkunde stimmt nachdenklich. Dies bedeutet, dass bereits vor 1875 eine Art Musikkaplle in Osterberg existiert hat. Und tatsächlich fanden sich Schriftstücke, die dies belegen. Doch die Anfänge der Osterberger Blasmusik sind offiziell auf das Jahr 1875 datiert.
1995 war somit zudem das Jahr des 120 jährigen Bestehens der Musikkapelle Osterberg und wurde in Verbindung mit dem 27.Bezirksmusikfest des ASM Bezirkes 8 vom 22.-26. Juni 1995 in Osterberg groß gefeiert.
Foto: Musikkapelle Osterberg im Jubiläumsjahr 1995
1.Reihe von links nach rechts, sitzend: Carmen Weh, Michaela Stehle, Katrin Walther, Regina Bodenmüller, Werner Schmid, Sonja Borchert, Anita Volz, Cornelia Pistel, Doris Bodenmüller.
2.Reihe von links nach rechts stehend: Hans Kast (Dirigent), Simone Mayer, Sigrid Wiest, Josef Bader, Robert Renz, Johann Wiest, Karl Diebolder, Josef Bodenmüller, Hermann Häußler, Hubert Bodenmüller, Robert Bodenmüller, Fridolin Kleimaier, Martina Steinle, Ruth Moschgarth, Richard Leger (1.Vorstand).
3. Reihe von links nach rechts stehend: Markus Göggler, Thomas Blasi, Karl Bodenmüller, Christian Magel, Armin Käufler, Renate Käufler, Gerhard Bittel, Arthur Diebolder, Helmut Schmid, Werner Weh.
Leider endete das Jahr 1995 mit Wehmut, da 1.Vorstand Richard Leger und Dirigent Hans Kast ihr Amt zur Verfügung stellten. Mit ihnen beendeten die langjährigen Vorstandsmitglieder Franz Henkel und Josef Czech, sowie unser 45 Jahre aktiver Tubist Karl Bodenmüller ihr Engagement.
Richard Leger, Karl Bodenmüller, Franz Henkel und Josef Czech wurden zu Ehrenmitglieder ernannt.
Ab 1996
Bei der Generalversammlung im Januar 1996 wurde Werner Schmid zum 1.Vorstand gewählt. Josef Bodenmüller übernahm erneut den Dirigentenstab und somit die musikalische Leitung und konnte beim Bezirksmusikfest in Oberroth mit der Musikkapelle einen 1.Rang in der Oberstufe erreichen.
Bei der letzten Schleppjagd auf Schloß Osterberg im Mai unterhielt die Musikkapelle die Gäste von Baron Dieter von Malsen-Ponickau. Am Pfingstmontag startete der 1.Schwabenmarkt der Privatbrauerei Deil, bei dem die Musikkapelle für gute Unterhaltung am Nachmittag sorgte. Zudem waren wir mit einem Verkaufsstand vertreten und verkauften Treberbrote und Würste. Bei der 1. Fußball Dorfmeisterschaft der Vereine übte sich der Musikverein in der sportlichen Disziplin.
Nach längerer Dirigentensuche, konnte der Generalversammlung im März 1997 der neue Dirigent Helmut Kratschmann aus Bellenberg präsentiert werden. Zugleich übergab Werner Schmid das Amt des 1.Vorstandes an seinen Nachfolger Robert Renz.
Dirigent Helmut Kratschmann war sehr daran gelegen, die Jugendarbeit voranzutreiben und zu fördern. Nicht nur konzertante Blasmusik, sondern auch der Ausbau der Unterhaltungsmusik war ihm wichtig. Die Musikkapelle konnte schnell Erfolge bei Wertungsspielen und Auftritten verbuchen. 1997 wurde in großem Umfang in Ersatz- bzw. Neuanschaffung von Trachten investiert. Leider mußte Helmut Kratschmann aus beruflichen Gründen den Dirigentstab im Sommer 2000 abgeben.
Mit Silvia Kolb aus Waltenhausen übernahm die erste Frau die musikalische Leitung der Kapelle. Für Unterhaltungsauftritte wurde in eine neue Beschallungsanlage investiert und das jährlich vom Musikverein veranstaltete Sommerfest auf dem Platz bei der Raiffeisenbank auf zwei Tage erweitert.
Im Juli 2002 erfolgte ein erneuter Dirigentenwechsel. Posaunist Armin Käufler aus den eigenen Reihen ist für Silvia Kolb eingesprungen. Aus dem ursprünglich zeitlich begrenztem Aushelfen wurde eine 10jährige erfolgreiche Zusammenarbeit unter seiner musikalischen Führung. Armin Käufler hat unser musikalisches Repertoire stark erweitert und den Gesang erheblich ausgebaut. Seinem Engagement für die Musik und die Jugendausbildung ist es zu verdanken, dass die Musikkapelle auch heute ein erfolgreicher Klangkörper darstellt.
Ein Jahr später 2003 wurde die musikalische Früherziehung ins Leben gerufen, die seitdem regen Zulauf bekommt.
Nach acht Jahren Vereinsführung durch Robert Renz wurde 2005 Josef Rogg zum 1.Vorstand gewählt. Er stellte die Jugendförderung auf ein neues finanzielles Standbein, indem Firmen im Ort und außerorts als Förderer und Sponsoren mit eingebunden wurden. Beim Gauschützenfest 2006 in Osterberg feierte der Schützenverein sein 100 jähriges Jubliäum, bei dem wir als Festkapelle mitwirkten.
Zwei Jahre später 2007 übergab Josef Rogg den Vorsitz an Rainer Diebolder, der die Vereinsgeschäfte bis heute leitet. Am 10.Juni 2007 war es für uns Musiker eine große Ehre die Primiz von Hubert Bodenmüller in Osterberg musikalisch zu begleiten.
2008 wurden erstmals Lederhosen für die Männer angeschafft und die Frauen erhielten 2011 neue Dirndln, sodass sich die Musikkapelle am 2.April 2011 beim Frühlingsfest im neuen Erscheinungsbild der Öffentlichkeit präsentieren konnte.
Am 20.März 2012 verstarb unser Ehrenmitglied und Förderer Baron Dieter von Malsen-Ponickau. Bei der Trauerfeier am 31.März 2012 in der St.Peter und Paul Kiche Osterberg erwiesen ihm seine Angehörigen, die Gemeinde, die Vereine und Bürger aus Osterberg und Weiler, sowie der Adel die letzte Ehre. Danach wurde der sehnlichste Wunsch des Barons erfüllt und in der Turnhalle ausgiebig gefeiert. Das ganze Dorf war eingeladen und die Musikkapellen aus Illerzell, Ruderatshofen und Osterberg spielten auf.
Im Januar 2013 erfolgte ein nahtloser Übergang des Dirigentstabes an Daniela Czech und es wurde intensiv für das anstehende Wertungsspiel geprobt. Nach 11 Jahren Pause nahm die Musikkapelle wieder an einem Wertungsspiel teil und erreichte am 4. Mai in Altenstadt in der Mittelstufe einen sehr guten Erfolg.
Hans-Jürgen Prinz übernahm im Januar 2019 den Dirigentenstab der Musikkapelle.